Kaiser, Kaufleute, Kirche 

Dies ist eine Kopie eines berühmten, doch leider beschädigten Altarbildes von Albrecht Dürer. Dürer malte es 1506 im Auftrag deutscher Kaufleute für eine Kirche in Venedig. Dieses Bild machte Dürer, der zu diesem Zeitpunkt in Deutschland schon in aller Munde war, auch in Italien schlagartig berühmt.

Der Künstler hat sich selbst hineingemalt. Dürer lehnt an dem Baumstamm im rechten Bildmittelgrund und blickt selbstbewusst aus dem Bild heraus.

Eine Legende besagt, dass der heilige Dominikus, Gründer des Dominikanerordens, die heutige Form des Rosenkranzes 1208 bei einer Marienerscheinung empfangen und in seinem Orden eingeführt haben soll.

Hier sind Angehörige des Adels, der Kirche und des Bürgertums abgebildet. Zweifelsfrei zu bestimmen ist nur Kaiser Maximilian I.

Hans Burgkmair hat sehr wahrscheinlich mehrere Wochen in Italien verbracht. Seine Reise führte ihn nach Venedig. Die Lagunenstadt war das Lieblingsziel süddeutscher Maler des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Reichsstadt Augsburg war zudem über die deutsche Handelsniederlassung am Rialto und die Familie Fugger eng mit Venedig verbunden. Schon Dürer stand bei der Übernahme des Auftrags zu seinem Bild vom „Rosenkranzfest“ in Kontakt zu den Fuggern. 

In Venedig gaben damals der schon betagte Giovanni Bellini und seine aufstrebenden Schüler Giorgione und Tizian den künstlerischen Ton an. Dürer bewunderte Bellini und könnte Burgkmair von ihm berichtet haben. Jedenfalls lässt sich eindeutig nachweisen, dass der Augsburger Meister von den Werken dieses Dreigestirns besonders berührt war.   

Mit diesem von Künstlern und Kaufleuten hochgelobten Altargemälde wetteiferte Dürer mit den Werken der führenden venezianischen Maler seiner Zeit. Dürer beweist damit auch seine Sensibilität für neuartige Motive und seine Fähigkeit, Anregungen aus der italienischen Kunst mit seiner eigenen Handschrift zu vereinen. 

Albrecht Dürer

Albrecht Dürer zählt bis heute zu den berühmtesten deutschen Malern. Er bereiste Venedig, was seine Kunst nachhaltig beeinflusste. Dürer war in nahezu allen Bereichen der bildenden Kunst tätig, auch in der Kunsttheorie. Besonders im Bereich der Druckgrafik setzte er neue Maßstäbe. 

Geboren1471, Nürnberg, Deutschland
Verstorben1528, Nürnberg, Deutschland
Kinder-
PartnerinAgnes Frey (1475–1539)
ElternAlbrecht Dürer d.Ä. (1427–1502)
Barbara Holper (1452–1514) 

Oh wie wird mich nach der Sonne frieren; hier (in Venedig) bin ich ein Herr, daheim bin ich ein Schmarotzer.

Brief Albrecht Dürers aus Venedig an Willibald Pirckheimer, Oktober 1506

Zu Diensten Ihrer Majestät

Augsburger Künstler und Kaiser Maximilian I.

Maximilian I. wurde spöttisch als „Bürgermeister von Augsburg“ bezeichnet, denn in keiner anderen Stadt des Reiches hielt sich der stets umherreisende Herrscher öfter und länger auf.

Für die Augsburger Künstler war das ein Glücksfall, denn sie wurden so mit zahlreichen kaiserlichen Aufträgen bedacht. Dies gilt vor allem für Burgkmair, der in der besonderen Gunst Maximilians I. und von dessen Ratgeber Konrad Peutinger stand. Peutinger oblag die Ausarbeitung der nicht selten auf den Kaiser selbst zurückgehenden Texte ebenso wie die Beauftragung der Künstler und deren Koordination, waren doch in den meisten Fällen jeweils gleich mehrere Künstler in ein einzelnes Projekt involviert. 

Maximilian I. verstand es, die Künste für die Inszenierung seiner Person und seiner Familie umfassend zu nutzen. In verschiedenen Bildmedien ließ er sich und das Haus Habsburg nach seinen Vorstellungen verherrlichen. Vor allem in der Druckgrafik wurden neue Maßstäbe gesetzt. Allerdings blieben die meisten dieser groß angelegten und reich bebilderten Memorialprojekte zu Lebzeiten des Kaisers unvollendet. 

Maximilian I.

Durch Maximilians erste Ehe mit Maria von Burgund war der erste Schritt zum Aufstieg der Habsburger zur europäischen Großmacht getan. Neben der schwierigen Aufgabe die neu gewonnenen Länder zu kontrollieren, widmete sich Maximilian – ab 1508 Kaiser – der Förderung der Wissenschaften und Künste. Die von ihm in Auftrag gegebenen Kunstwerke beeinflusste er dabei maßgeblich. 

Geboren1459, Wiener Neustadt, Österreich
Verstorben1519, Wels, Österreich
Kinder

Unter anderem:
Philipp I., gen. „der Schöne“ (1478–1506), König von Kastilien
Margarete von Österreich (1480–1530), Statthalterin der habsburgischen Niederlande
Franz (*/† 1481)

Partnerin1. Maria von Burgund (1457–1482)
2. Bianca Maria Sforza (1472–1510)
ElternKaiser Friedrich III. (1415–1493)
Eleonore von Portugal (1436–1467)

Herrscher und Mäzen

Kaiser Maximilian I. setzte Zeit seines Lebens auf die Macht der Bilder und ließ seine Person und sein Kaisertum in nahezu allen verfügbaren künstlerischen Medien verherrlichen.

Solche Propaganda sollte über seinen Tod hinaus wirksam sein. Vor allem der Einsatz der Druckgrafik für seine Imagepflege war neu. Die damit einhergehende Möglichkeit der Vervielfältigung machte den Kaiser in seinem ganzen Reich bekannt und berühmt. Er war der ranghöchste Auftraggeber Augsburger Arbeiten und ragt allein schon durch den schieren Umfang und die Breite seiner Bestellungen hervor, die von Plattnerarbeiten über Textilien, Tafelbilder, Glasmalereien, Skulpturen und den druckgrafischen Werken reichen.

Die neuen Reichen

Städtische Eliten

Waren bis dahin vor allem Kirche, Herrscher und Adel die Auftrag-geber von Kunstwerken, verändert sich der Markt in dieser Zeit.

Künstler sind nicht mehr so sehr an die alte Käuferschicht gebunden, sondern arbeiten nun auch für bürgerliche Kunden. Sie sind durch den Aufschwung des Handels vermögend geworden und geben Kunst als Mittel der Repräsentation in Auftrag. Auch das Sammeln zur Steigerung des eigenen Prestiges sind Gründe für diese Aufträge, ebenso die Pflege des Seelenheils mittels Stiftungen an Kirchen und Klöster. Darin konkurrierten sie auch untereinander. 

Verloren Altarbilder mit dem sich wandelnden Geschmack sowie der Reformationsbewegung allmählich an Bedeutung, erlebte eine vergleichsweise junge, eher private Gattung wie das Porträt geradezu eine Blüte. Anlässe boten insbesondere Ereignisse wie Hochzeiten, Privilegierungen oder Standeserhöhungen, wobei die dargestellte Mode oder andere Bildelemente dazu dienen konnten, den tatsächlichen gesellschaftlichen Rang aufzuwerten. 

Für die Vorbereitung eines gemalten Porträts war die Anfertigung einer Zeichnung, meistens während einer Porträtsitzung, notwendig.

Für dieses Bildnis hat sie sich erhalten. Saur erscheint im gemalten Porträt aber anders. Die vorbereitende Zeichnung zeigt einen gutmütigen Mann, im Tafelbild erscheint er dann distanzierter als auf der Skizze. Dies mag auf die gewünschte Wirkung des Porträtierten zurückzuführen sein.

Burgkmair als Bildnismaler 

Die Bildnisse der Eheleute Schellenberger gelten als die ersten deutschen Porträts, die mit antikischen Architekturen aufwarten.

Damit sollte humanistische Bildung und Modernität suggeriert werden. Der Wille zur Selbstdarstellung bediente sich gerade modernster Formen und Motive. 
Auch die illusionistisch geknickten Zettelchen auf den Pfeilern verraten Burgkmairs Kenntnis italienischer Vorbilder. In den empfindsam idealisierten Zügen Hans Schellenbergers hat der Maler ein Meisterwerk psychologischer Charakterisierung hinterlassen. 

Die Fugger

Die Familie Fugger war eine der reichsten Familien, die es je gab. Um 1500 waren sie die mächtigsten Bankiers und führten das erfolgreichste internationale Handelsunternehmen Europas.

Ihr Name wurde zu einem Synonym für Reichtum und politischen Einfluss durch wirtschaftlichen Erfolg, vergleichbar mit den Wirtschaftsmogulen unserer Zeit.

10%

der Wirtschaftsleistung des Hl. Römischen Reichs

Bill Gates’ Vermögen dagegen entspricht „nur“
0,6 % der heutigen Wirtschaftsleistung
der USA

Jakob Fugger

Jakob Fugger „der Reiche“ war einer der bedeutendsten Kaufleute, Montanunternehmer und Bankiers der frühen europäischen Neuzeit. 
Ein Kassensturz im Jahr 1527 ergab, dass Jakob Fuggers Anteil am Familienvermögen rund 667.790 Gulden betragen hätte, wäre er damals noch am Leben gewesen. Zum Vergleich: das wären rund 13355 Jahreslöhne eines gut beschäftigten Handwerkers dieser Zeit gewesen.   

Geboren1459, Augsburg, Deutschland
Verstorben1525, Augsburg, Deutschland
Kinder-
PartnerinSibylla Artzt
ElternJakob Fugger d.Ä.
Barbara Bäsinger 
Neue Pracht durch neuen Reichtum

Die Fuggerkapelle

Das Gesamtkunstwerk Fuggerkapelle ist das prächtigste Beispiel einer bürgerlichen Kunstpatronage. Albrecht Dürer und Jakob Fugger haben mit ihr (Kunst)Geschichte geschrieben. Der eine war der bekannteste deutsche Künstler, der andere der damals erfolgreichste Kaufmann und Bankier.

Die Fuggerkapelle diente als Grabstätte und Denkmal der Familie. Sie wurde zwischen 1509 und 1512 an die Karmeliterkirche St. Anna im Herzen von Augsburg angebaut. Albrecht Dürer hat mit dem von ihm entworfenen Bildprogramm einen wesentlichen Beitrag zu eben jenem Ruhm gleistet, den Jakob Fugger sich und seiner Familie zu sichern gedachte. Mit ihrer Architektur und Ausstattung wurde italienisches Formenvokabular zum state of the art.

Mit dieser Kapelle beginnt die Renaissance diesseits der Alpen. Die Kombination von einheimischen spätgotischen Traditionen und italienischen Bau-­ und Dekorationsformen war in dieser Dichte im frühen 16. Jahrhundert einmalig. Man setzte auf bestmögliche Qualität. Neben Dürer waren auch Augsburger Größen wie Hans Daucher und Jörg Breu d.Ä. beteiligt. Mit ihrer Förderung eines hochaktuellen Kunstschaffens traten die Fugger als bedeutende Mäzene ihrer Zeit hervor.

Jörg Breu d.Ä. schuf die Flügelbilder für die Orgel der Kapelle und orientierte sich hierfür bewusst an italienischen Vorbildern, die er aus eigener Anschauung kannte.

Die Gemälde haben ein ungewöhnliches Thema, für das es keine Vorläufer gibt: die Geschichte der Musik. Die Musik hatte als ein Mittel der Repräsentation eine wichtige Bedeutung für die Fugger. Über der biblischen Schilderung der Entdeckung der Musik wachen Gottvater und Maria: eine Anspielung auf die Devise der Familie Fugger „Gott und Maria“.  

Die Holzbüsten eines Mannes und einer jungen Frau waren Teil des Figurenschmucks des Gestühls der Fuggerkapelle. Es könnte sich um eine Sibylle und einen Propheten, also alttestamentarische Figuren handeln. 

Kooperativer Klerus

Neues in der Kirche

Kunst sollte nicht nur der Erinnerung und der Jenseitsvorsorge dienen, sondern häufig schon den Lebenden Reichtum und Prestige der Auftraggeber vorführen: Das machen zahlreiche Stiftungen deutlich, unter denen die Fuggerkapelle als das sicher prächtigste Beispiel hervorragt.

Farbig gefasste Holzskulpturen waren üblich. Daher kooperierten Bildschnitzer mit Malern. Holbein arbeitete mit den aus Ulm stammenden Bildhauern Michel und Gregor Erhart zusammen. In einigen Fällen war Holbein vielleicht auch für die farbige Fassung von dessen Skulpturen verantwortlich.

Michels Sohn Gregor folgte dem befreundeten Maler schließlich sogar aus Ulm nach Augsburg und war sein unmittelbarer Nachbar. Die so eng kooperierenden Künstler beeinflussten sich gegenseitig: Holbeins Christus als Schmerzensmann ähnelt einer Figur des Bildschnitzers, während Gregor für sein lebensgroßes Christuskind Ideen Holbeins folgte.  

Die Statuette des hl. Sebastian ist Teil eines Reliquienbehälters. Der Augsburger Goldschmied, der die Silberstaute geschaffen hat, ist namentlich nicht bekannt. Das plastische Modell, das als Vorlage diente, stammte von Gregor Erhart, für das wiederum Hans Holbein d.Ä. eine Entwurfszeichnung geschaffen hatte.  

Von Augsburg nach Europa

Hans Holbein d.Ä. hatte zwei Söhne, von denen der jüngere, ebenfalls Hans Holbein, eine bedeutende Karriere gemacht hat. Zusammen mit seinem Bruder Ambrosius ging Hans Holbein der Jüngere nach Basel, einem weiteren bedeutenden Zentrum des Humanismus, um von dort nach London zu gehen, wo er Hofmaler 
König Heinrichs VIII. wurde.

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