Next Generation

Die ersten Vorbilder Hans Holbeins des Jüngeren

1506 malte Burgkmair dieses Bildnis eines uns unbekannten jungen Mannes, in dem er den Bildausschnitt gegenüber seinen früheren Porträts erweitert und den Dargestellten in einer aufrechten und doch gelösten Haltung zeigt. Die Darstellung zeigt eine intensive seelische Beobachtung der Person, die nachdenklich, fast melancholisch wirkt.

Mit dem Porträt des unbekannten jungen Mannes hat Burgkmaier ein Meisterwerk psychologischer Charakterisierung hinterlassen. Hans Holbein d.J. sollte sehr erfolgreich an die Innovationen Burgkmaiers sowie an die Porträtkunst seines Vaters anknüpfen.

Wie der Vater, so die Söhne

Auf diese Vorbilder folgt Hans Holbein d.J., der einer der bedeutendsten Porträtisten der Renaissance werden wird.

Das Porträt des Mannes, sein Name war wohl Marx Fischer, ist erst kürzlich wieder ans Tageslicht gelangt.

Als Anlass für die Herstellung der beiden Porträts ist die Hochzeit des Paares zu vermuten, worauf auch die Nelke in der Hand des Mannes verweist. Die Porträts wurden von Ambrosius und Hans Holbein d.J. gemalt, den Söhnen Holbeins d.Ä. Als Werkstattleiter hat der Vater zunächst den Auftrag erhalten und auch Zeichnungen der Modelle gefertigt, für die Ausführung des Männerbildnisses jedoch hat er Hans d.J. und für die des Frauenbildnisses Ambrosius beauftragt.  
 

Mit dem Auftauchen des Männerbildnisses von 1512 haben wir nun das früheste Werk Hans Holbeins d.J. wiederentdeckt. Es ist damit auch das einzige bislang bekannte Werk aus seiner Hand, das noch in Augsburg entstanden ist.
Das ist eine völlig neue und überraschende Erkenntnis. 

Zwei Zeichnungen zeigen dieselbe Frau in identischer Kleidung. Die beiden Blätter stammen aber von zwei verschiedenen Zeichnern. Wahrscheinlich hat Hans Burgkmair die zweite Zeichnung angefertigt, denn er hat zu Studienzwecken zuweilen Bilder seiner Augsburger Malerkollegen kopiert. Auffällig ist, wie er den Blick der Dargestellten verändert und sie geradezu aufmüpfig wirken lässt. 

Übrigens sind die vor dem Modell geschaffenen Porträtzeichnungen meistens realistischer, während gemalte Porträts würdevoller und distanzierter wirken.

Der Maler hat die Dame einer malerischen Verjüngungskur unterzogen: das Gesicht ist schlanker, gestraffter, im Ganzen wirkt sie jugendlicher als auf der Zeichnung. Nicht erst im Selfie­-Zeitalter verraten uns Bildnisse oft viel darüber, wie die Dargestellten selbst gesehen werden wollten. 

In der Werkstatt ihres Vaters haben Hans Holbein d.J. und sein etwas älterer Bruder Ambrosius sowohl das technische Rüstzeug der Malerei erlernt als auch die Vorbilder des Vaters kennengelernt, nämlich die berühmte niederländische Malerei des 15. Jahrhunderts sowie die zeitgenössische deutsche Malerei.

Außerdem war die Kunst Hans Burgkmairs mit ihrer Ausrichtung an italienischer Renaissancemalerei ein häufiges Gesprächsthema in Atelier des älteren Holbein gewesen. Genau diese Melange unterschiedlicher Vorbilder prägte auch das frühe Schaffen der beiden Holbein­ Brüder, als sie um 1515 auf ihrer Gesellenreise in Basel eintrafen. 

Ambrosius war bald darauf nicht mehr fassbar, vielleicht verstarb er früh. Hans hingegen war in Basel überaus erfolgreich und löste sich in atemberaubender Geschwindigkeit von seinen Augsburger Anfängen. Altniederländische und italienische Einflüsse, allen voran von Leonardo da Vinci, führten zu einer höchst unverwechselbaren und eigenständigen künstlerischen Weiterentwicklung, die für das weitere Schaffen Holbeins stilprägend bleiben sollte.  

Anlass für dieses Doppelbildnis war die Wahl Jacob Meyers zum Bürgermeister von Basel.

Meyer präsentiert sich mit den zahlreichen Ringen an seiner Linken und liefert mit der Münze, die er hält, auch einen Hinweis auf seinen Wohlstand: er war Geldwechsler. Dabei blickt er nach rechts in eine fruchtbare Zukunft. Seine zweite Ehefrau schaut ihn an. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger weist er wiederum auf die Gattin hin. 

Holbeins Verdienst liegt darin, weniger ein Ehebildnis geschaffen, sondern eine Möglichkeit gefunden zu haben, den besonderen Rang des Dargestellten zu demonstrieren. Dabei nutzt er italienische Architektur als allerletzte Neuheit. Die zündende Idee lieferten dem jungen Holbein wohl Beispiele Burgkmairs. 

Hans Holbein d. J.

Der gebürtige Augsburger Hans Holbein d.J. verließ 1515 das Atelier seines Vaters und übersiedelte nach Basel. Binnen kürzester Zeit wurde er dort zum gefragtesten Porträtmaler der städtischen Oberschicht. Nach Aufenthalten in Frankreich und England wurde er ab 1536 Hofmaler des englischen Königs Heinrich VIII. 

Geboren1497/98, Augsburg, Deutschland
Verstorben1543, London, England
KinderPhilipp, Katharina, Johannes, Küngold
Partnerin

Elsbeth Binzenstock

ElternHans Holbein d.Ä., ?

Endstation London

Als herausragender Künstler steigt Hans Holbein d.J. mit aufsehenerregenden Bildern schnell zum angesagtesten Maler in Basel auf. Seine Karriere sollte er dann ab 1532 in England krönen: Als Hofkünstler König Heinrichs VIII. wurde er zu einem der wichtigsten Bildnismaler der nordeuropäischen Renaissance.  

Einer seiner zahlreichen Aufträge war dieses Porträt. Es zeigt Königin Jane Seymour, die dritte Frau des Königs.

Charakteristisch für Holbein ist seine objektive Haltung gegenüber der Porträtierten. Detailliert und mit großer Aufmerksamkeit schildert er die prachtvolle Kleidung. Durch sein unbeirrbares Formgefühl gelang ihm ein außerordentlich formstarkes Bild. Allein die ineinandergelegten Hände sind ein unübertreffliches Meisterstück.

Holbein, der trotz seines Gefühls für Monumentalität kleinteilige Formen nie vernachlässigte, konnte auch die Gesichtszüge seiner Modelle aufs genaueste nachvollziehen und absolute Porträttreue erreichen, wobei sich die Individualität aber immer dem großen Ganzen unterzuordnen hatte.

Ende gut. Alles gut.

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