Die Glocke an der Spitze des Turms wurde früher geläutet, wenn Gefahr drohte. Das gelbe Schild mit dem zweiköpfigen Adler weiter unten am Gebäude war das Zeichen des Kaisers, zu dessen Reich Augsburg gehörte. Seitlich davon sind hinter den großen vergitterten Fenstern zwei echte Bären zu sehen. Heute sind dort aber zum Glück keine Tiere mehr eingesperrt!

„Puh, geschafft, der Ausblick von hier oben ist wirklich toll!“

„Hallo, alle mal herhören!“

Aus diesen Fenstern wurden Gesetze verkündet, die im Rathaus beschlossen wurden. Reiche Herren – oft von weither – trafen hier wichtige Entscheidungen. Einige von ihnen verlassen gerade das Rathaus. Sie sind in warme Pelzmäntel gehüllt.

Frauen und arme Menschen durften an den Versammlungen im Rathaus nicht teilnehmen, obwohl vieles, was dort beschlossen wurde, auch sie betraf. Das Schild über dem Eingang zeigt das Wappen der Stadt Augsburg mit dem großen grünen Zapfen eines Baumes.

„Hier im Bett ist es gemütlich – fehlt nur noch ein gutes Buch!“

Gleich nebenan wird gehandelt: Der sitzende Mann links zeigt auf ein paar Münzen, Geflügel wird über den Tisch geschoben. Vor dem Haus gibt es weitere Lebensmittel zu kaufen: Eine Frau trägt einen Obstkorb auf dem Kopf, weiter rechts werden Gänse zum Kauf angeboten, dahinter sind Schweine zu erkennen.

Wer genug Geld hatte, konnte sich in Augsburg köstliches Essen kaufen – es gab aber auch viele Menschen, die hungern mussten.

„Schicke Hüte, und erst die Strümpfe…“

In Augsburg wurde besonders prächtige Kleidung hergestellt. Männer und Frauen trugen weite, vorne offene Mäntel.

Rechts hinter den Männern in Weiß, Grün und Rot ist eine Dame in Gelb mit einer goldenen Kette um den Hals zu sehen. Sie wärmt sich ihre Hände in den weiten schwarzen Ärmeln ihres Mantels. Ihre Haare sind unter einer Haube versteckt. Das war bei verheirateten Frauen üblich. Welche Personen was tragen durften, bestimmten damals Kleiderordnungen.

„Hui, dieser Pferdeschlitten fährt aber blitzschnell!“

Zum Glück trägt das Pferd Schellen, sodass die Menschen es schon von Weitem hören. Solche prächtig bemalten Schlitten konnten sich nur die Reichsten leisten, zum Beispiel Mitglieder der Familie Fugger.

Zu ihr gehörte vielleicht auch die Dame, die es sich im Schlitten bequem gemacht hat. Die Fugger waren durch Handel und Bankgeschäfte ungeheuer reich geworden. Sie borgten sogar dem Kaiser Geld und wurden dadurch sehr mächtig.

In den Geschäften unter dem Turm gibt es viele verschiedene Dinge zu kaufen, wie zum Beispiel Figuren von Heiligen oder Teile von Rüstungen. In Augsburg wurden besonders teure und prunkvoll verzierte Rüstungen hergestellt. Sogar der Kaiser bestellte hier. Aber auch Wertvolles aus anderen Teilen der Welt konnte hier gekauft werden: zum Beispiel Perlen, Edelsteine oder Kunstwerke.

„Was es hier alles gibt! Ich schau mal, ob ich ein spannendes Buch finde!“